Rechtzeitig über Patientenverfügung und co. nachdenken
Tagtäglich machen wir uns Gedanken um die Zukunft - und diese Gedanken bringen nicht nur Vorfreude, sondern auch Ängste zutage. Wo bin ich in zehn Jahren? Werde ich meine Ziele erreichen? Bleibe ich gesund? Wie sind die Umstände meines Todes? Werde ich Schmerzen ertragen müssen? All das kann man nicht wissen, und doch versuchen wir uns so gut es geht für die Zukunft vorzubereiten.
Wir kümmern uns um die Rente, um die Familie und die meisten haben sogar ein Testament. Aber trotz der Angst irgendwann keine eigenen Entscheidungen mehr treffen zu können und der Apparatemedizin ausgeliefert zu sein, haben die wenigsten Menschen eine Patientenverfügung, eine Betreuungsverfügung und/ oder eine Vorsorgevollmacht. In Zahlen gesprochen bedeutet dies, dass zwar 70 Prozent der Deutschen bereits einmal über eine Patientenverfügung nachgedacht haben, aber lediglich 10 Prozent sind tatsächlich im Besitz einer solchen.
Doch was passiert, wenn trotz modernstem Stand der Medizin keine Aussicht auf Heilung besteht? Wird mein Leiden nur sinnlos verlängert und wie teile ich nun meinen Willen mit?
Damit dies nicht passiert sollten Sie vorsorgen: Eine Patientenverfügung ist eine individuelle Antwort auf die gestellten Fragen, da sie ermöglicht das Selbstbestimmungsrecht auszuüben, auch wenn in der konkreten Situation die Fähigkeit Entscheidungen zu treffen nicht mehr vorhanden sein sollte. Ärzte und andere Personen sind dann verpflichtet sich an Ihre Wünsche zu halten. Auch eine Vorsorgevollmacht kann sehr sinnvoll sein, damit eine von Ihnen ausgewählte Person stellvertretend Ihre persönlichen Angelegenheiten regeln kann. Und zwar ganz nach Ihren Vorstellungen. Hierfür sollten Sie sich eingehend zum Beispiel durch einen Rechtsanwalt beraten lassen.
Entgegen der landläufigen Meinung ist bis auf wenige Ausnahmen eine Beurkundung durch einen Notar keine notwendige Voraussetzung für solche Verfügungen.
Seien Sie jedoch vorsichtig und unterschreiben keine vorgefertigten Mustertexte, denn diese spiegeln nur allgemeine Aussagen wider. Gerade das kann in der konkreten Situation oft nicht helfen, herauszufinden was der Patient wirklich will. Dabei hat doch jeder seine eigenen Vorstellungen, Wünsche und auch Ängste. Es geht hier immerhin um Ihr Selbstbestimmungsrecht als Patient und Mensch!
So schwer es ist, sich mit der eigenen Sterblichkeit und den damit verbundenen Fragen auseinanderzusetzen, so notwendig ist es, ihnen nicht auszuweichen. Denn zum Leben gehört auch die Verantwortung über den Tod und die eigene Sterblichkeit nachzudenken und Vorsorge zu treffen. Hierfür gibt uns auch der christliche Glaube die nötige Freiheit verantwortungsbewusst zu leben, zu handeln und über das eigene Sterben nachzudenken.
Nicht nur aus diesen Gründen sind unter anderem Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten sinnvoll: Man hilft dadurch auch seinen Angehörigen schwierige Entscheidungen zu treffen und nimmt Ihnen den Druck und die Angst. Mit einer Verfügung, helfen Sie ihren Angehörigen, die Entscheidung zu treffen, die Ihrem Willen und Ihren Wünschen entspricht. Einen geliebten Menschen in einer womöglich mit dem Tod endenden Situation zu sehen ist schon schwierig genug.
Natürlich werden die behandelnden Ärzte ihr denkbar Bestes geben, doch die Frage bleibt: Entspricht das auch meinem Willen? Damit Sie diese Frage ruhigen Gewissens mit Ja beantworten können, sollten Sie Vorsorge treffen.
Rechtsanwältin Susanne Heck
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